Hosenträger
Es war einmal ein Hosenträger...
Er war glücklich und zufrieden ein Hosenträger zu sein und seinem Besitzer seinen Dienst erweisen zu können. Jeden Morgen freute er sich, dass er am Leben seines Freundes aus nächster Nähe Anteil nehmen und ihn überall hin begleiten durfte. Es war ihm wichtig flexibel zu sein, um sich den jeweiligen Lagen und Situationen seines Meisters anpassen zu können. Mit Stolz erfüllte ihn seine Hauptaufgabe, tragende Sicherheit und Halt zu geben – einfach da zu sein ohne sich gross bemerkbar machen zu müssen oder sich gar aufzudrängen. Ein besonderes Vorrecht bedeutete für ihn die Nähe zu seinem Menschenfreund und der wohltuende Körperkontakt. Ob wohl sein Besitzer auch so empfand, so fragte er sich manchmal.
Er hatte gelernt mit Gelassenheit anzunehmen, wenn er einmal nicht gebraucht wurde, weil sein jüngerer, hübscherer Bruder an einem Sonn- oder Feiertag an der Reihe war – oder wenn gar so ein modernes Hilfsmittel aus Leder an seiner Stelle zum "Zuge" kam. Schmunzelnd und auch etwas schadenfreudig beobachtete er, dass der Bauch seines Freundes damit arg eingeschnürt wurde. Es kam ihm vor, als dass das Lederstück mit seinen in exaktem Abstand angebrachten Löchern etwas Genormtes, Starres, manchmal gar Stures an sich hatte und sich sein Meister damit gar nicht so wohl fühlte. Es tat seinem Selbstvertrauen gut zu wissen, dass er mit seiner Aufgabe lockerer, beweglicher und gelassener umgehen konnte.
Seine freien Stunden und Tage wusste er jeweils zum Entspannen zu nutzen – denn, so war ihm klar, wenn er sich seine natürliche Spannkraft und seine Flexibilität erhalten wollte, musste er immer eine gewisse Zeit ohne Anspannung und Arbeit verbringen und sich Musse gönnen.
Denkpause...
Was hat es mit dieser Geschichte wohl auf sich? ...Sind Sie schon drauf gekommen!? Es erfüllte ihn mit Freude festzustellen, dass er als eher unscheinbarer und trotz seiner Nützlichkeit oft in Vergessenheit (bei Frauen und Männern) geratener Weltenbürger, ein gutes Beispiel abgeben durfte für viele Menschen, welche alte Mitmenschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleiten. Bisher war er sich gar nicht bewusst, dass er der "Welt der Helfenden" so Wichtiges und Bedeutungsvolles zu sagen hatte.
Dir, liebe Leserin, lieber Leser, wünsche ich für Deine "Hosenträger-Arbeit" die nötige Spannkraft und viel liebevolle Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit - und vergiss die Musse nicht.
Dein Hosenträger